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16. Dezember 2022

2023: Weltweit weniger Wachstum 

Zehrid Osmani, Portfoliomanager bei Martin Currie, rechnet weltweit mit einem geringen Wirtschaftswachstum. Europa könnte 2023 auf eine Stagflation zusteuern. Die Geopolitik bereitet dem Experten weiterhin sorgen.

Zehrid Osmani, Aktienstratege bei Martin Currie
Zehrid Osmani, Aktienstratege bei Martin Currie

„Die Zentralbanken haben 2022 deutlich gemacht, dass sie sich auf die Inflation konzentrieren; ihr Fokus lag eindeutig auf der Reduzierung des Inflationsdrucks und weniger auf der Wachstumsförderung. Sollten die Inflationsdaten im Laufe des Jahres 2023 die Prognosen übertreffen, wird die Geldpolitik wahrscheinlich weiter nach oben korrigiert werden müssen, was sich wiederum negativ auf die Aktienrenditen und den Qualitätswachstumsstil auswirken wird, zum Nachteil von Value Aktien.“ 

Starke Verlangsamung

„Umgekehrt werden, wie wir bei den jüngsten Inflationsdaten gesehen haben, bei einer Unterschreitung der Inflationsprognosen die geldpolitischen Maßnahmen nach unten korrigiert, was den Aktienmärkten und dem Qualitätswachstumsstil zugutekommen wird. Sollten die Rezessionssorgen im Verlauf des Jahres deutlich zunehmen, glauben wir, dass die Zentralbanken ihren Schwerpunkt dann wieder auf das Wachstum legen werden.

Da sich die Frühindikatoren sowohl im verarbeitenden Gewerbe als auch im Dienstleistungssektor in den wichtigsten Regionen global weiter verschlechtern, rechnen wir 2023 weltweit und in den USA mit einem geringen Wirtschaftswachstum. Europa könnte 2023 auf eine Stagflation zusteuern.“

Schlüsselfaktor China

„In China könnte eine Änderung des politischen Kurses der chinesischen Behörden zu einer raschen Verbesserung der Frühindikatoren des Landes führen, was wiederum eine Verbesserung des globalen Wirtschaftszyklus zur Folge hätte. Auch die wirtschaftliche Dynamik Europas wird in erheblichem Maße von chinesischen Frühindikatoren beeinflusst werden, da die Region der Europäischen Union gegenüber China exponiert ist und der europäische Markt eher zyklisch reagiert. 

Die Risiken für die Energieversorgung in Europa werden wahrscheinlich wieder in den Fokus rücken, wenn wir uns den Wintermonaten 2023 nähern; jedes erneute Risiko von Energierationierungen könnte die Wirtschaftstätigkeit in dieser Region in der zweiten Jahreshälfte weiter unter Druck setzen.“

Politische Risken

„Darüber hinaus sind die geopolitischen Risiken sowohl in Europa als auch in Asien weiterhin allgegenwärtig. Der anhaltende Konflikt zwischen Russland und der Ukraine bleibt ein wichtiger Brennpunkt, wobei die Gefahr einer Eskalation des Konflikts, aber auch einer Ausweitung des Konflikts auf den NATO-Block besteht. 

In diesem Zusammenhang ist auch das anhaltende Risiko für die Energieversorgung Europas zu berücksichtigen, da der EU-Block weiterhin Fortschritte bei der Beseitigung seiner Abhängigkeit von russischen Gaslieferungen machen muss. Letztendlich glauben wir, dass die Bedeutung Russlands auf der internationalen Bühne dauerhaft geschwächt sein wird. Eine Lösung dieses Konflikts könnte unseres Erachtens eine wichtige Triebfeder für eine risikofreudige Rally bei europäischen Aktien sein.“

Technologie-Konflikt

„Das geopolitische Risiko China-Taiwan dürfte angesichts der erklärten Absicht der chinesischen Führung, das chinesische Territorium zu vereinheitlichen, noch über Jahre hinweg allgegenwärtig sein. Der Zeitpunkt eines Aufflammens der Spannungen lässt sich nur schwer vorhersagen, aber dieses Risiko hätte weltweit weiterreichende Auswirkungen. 

Die Spannungen Chinas mit dem Rest der Welt, insbesondere mit den USA, sind eine weitere wichtige Quelle geopolitischer Risiken, die sich in technologischen Konflikten niederschlagen, wobei die derzeitige US-Regierung erhebliche regulatorische Schritte unternimmt, um China den Zugang zu modernster Halbleitertechnologie zu versperren. Dies wird sich eindeutig auf Unternehmen auswirken, die von diesen regulatorischen Änderungen betroffen sind.“

Martin Currie/ Franklin Templeton/ HK

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