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13. Dezember 2020

2021 – Reset und Neustart

GlowDetlef Lipper-scaled
Detlef Glow Head of Lipper EMEA Research, Refinitiv, LSEG

Als die Corona-Pandemie im März 2020 ausbrach, konnte sicherlich niemand beurteilen, welche Folgen diese Krankheit für die Menschen und für die Wirtschaft haben würde.

Zwar konnte das beherzte Eingreifen von Staaten und Notenbanken eine globale Wirtschaftskrise verhindern, dennoch reagieren die Investoren nach wie vor nervös, was die Volatilität an den Märkten hoch bleiben läßt. Im Schatten der Pandemie und ihrer möglichen gesamtwirtschaftlichen Folgen sind die wichtigen politischen Themen, die nach wie vor unklare Situation im Bezug auf den Brexit, die US-Präsidentenwahlen oder der immer noch schwelende Handelskonflikt in den Hintergrund gerutscht.

Ausblick 2021

Die Regierungen und Notenbanken in den Industrienationen versuchen mit aller Macht, die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie so klein wie möglich zu halten. Um die nötigen Mittel dafür zur Verfügung stellen zu können, haben sich die Staaten in einem Ausmaß verschuldet, das vor der Pandemie fast undenkbar gewesen war. Gleiches gilt für die Notenbanken, die zur Unterstützung der Wirtschaft ihre bestehenden Anleihekaufprogramme erweitert beziehungsweise neu aufgelegt haben, während gleichzeitig die ohnehin schon niedrigen Zinsen weiter gesenkt wurden. Die so zur Verfügung gestellte Liquidität hat dazu geführt, dass die Aktienmärkte nach den heftigen Einbrüchen im 1. Quartal 2020 schnell wieder in Richtung ihrer Höchststände gestiegen sind, während die Renditen von festverzinslichen Anleihen in fast allen Segmenten weiter fielen. Wie lange dieser Stimulus noch anhalten wird, ist ungewiss, denn aus heutiger Sicht lassen sich die möglichen Entwicklungen im Jahr 2021 nur schwer einschätzen. Während die Zulassung verschiedener Impfstoffe in immer mehr Ländern Grund zur Hoffnung gibt, grassiert gleichzeitig die zweite Corona-Welle. Da nicht davon auszugehen ist, dass die Verfügbarkeit eines Impfstoffes zu einem schnellen Stopp der Pandemie führen wird, überwiegen die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Risiken von erneut möglichen Lock Downs vor anderen Störfaktoren. Weiters hat die lockere Geldpolitik der Notenbanken dazu geführt, dass die Bewertungen vieler Aktien als sehr ambitioniert erscheinen, wodurch die Börsen ein hohes Rückschlagsrisiko aufweisen. Dies gilt auch für den Bereich der festverzinslichen Wertpapiere. Das niedrige Niveau der Renditen von Staatsanleihen aus den Industrienationen hat – in Kombination mit den durch die hohe Nachfrage gesunkenen Risikoaufschlägen (Spreads) – bei Unternehmensanleihen dazu geführt, dass die unternehmensspezifischen Risiken bei vielen dieser Anleihen dem Anleger nicht in Form entsprechend höherer Zinsen vergütet werden.

Breit streuen

Dementsprechend sollten Investoren ihre Portfolios 2021 mit Blick auf ihre Risikotragfähigkeit neutral ausrichten, um von einem möglichen weiteren Anstieg der Wertpapiermärkte profitieren zu können. Gleichzeitig sollten sie Risikofaktoren wie Übergewichtungen in einzelnen Titeln oder Märkten reduzieren, um eine höhere Diversifikation zu erreichen. Ein Teil der Verkaufserlöse sollte in der Kasse bleiben, um auf mögliche Rückschläge an den Märkten mit Nachkäufen reagieren zu können. Das Risikobudget des Portfolios sollte dabei in Richtung Aktien allokiert werden, da die Risiken aus Anleihen aufgrund der niedrigen Verzinsung meiner Ansicht nach nicht mehr ausreichend kompensiert werden. Zudem können Edelmetalle, zum Beispiel Gold, trotz der 2020 erzielten Kurssteigerungen als weitere Diversifikationsquellen genutzt werden. Allerdings müssen sich Anleger darüber im Klaren sein, dass die Preise für Edelmetalle stark schwanken können und gerade in schwierigen Marktphasen oftmals eine hohe Korrelation zu anderen Anlageklassen aufweisen.

Fazit

Auch wenn ich 2021 als neutral beziehungsweise verhalten positiv für Dividendenpapiere einschätze, könnte es passieren, dass Investoren einen Großteil ihres Portfolios liquidieren müssen, um überproportionale Kursverluste zu vermeiden. Hier könnte die Nutzung von „Stop-Loss-Limits“ eine Möglichkeit für ein konsequentes Risikomanagement sein. In einem solchen Fall sollten Anleger nicht vergessen, auch wieder in die Märkte einzusteigen, denn nur wer investiert ist, kann von einer Erholung profitieren.

Für den Inhalt der Kolumne ist allein der Verfasser verantwortlich. Der Inhalt dient nur der Information. Es handelt sich hierbei nicht um eine Anlageempfehlung. Anleger sollten in Bezug auf Anlageentscheidungen für ihr Portfolio immer mit einem Anlageberater sprechen. Der Inhalt gibt ausschließlich die Meinung des Autors wieder, nicht die von Refinitiv.

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Detlef Glow Head of Lipper EMEA Research, Refinitiv, LSEG

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